Tierisch stark – wie tiergestützte Therapie junge Menschen stärkt

Suizidprävention: Offenheit als Rettungsanker

Emotionalität immer ernst nehmen

Studien zufolge gibt es einen markanten Unterschied, wenn sich junge Menschen mit Suizidgedanken tragen, so Katja Sieper:

„Bei Jugendlichen tritt Suizidalität oft in Wellen auf. Das heißt, dass die Intensität der Suizidgedanken nicht über einen ganzen Tag und nicht jeden Tag gleich sein muss. Das hängt auch mit dem jugendlichen Gehirn zusammen: große Emotionalität und Impulsivität, hormonelle Umstellungen. Positive wie negative Emotionen können bei Jugendlichen sehr schnell hochschwappen, aber auch rasch wieder nachlassen. Die Gefühlswelten von jungen Menschen ernst nehmen, aufmerksam zuhören und darüber reden – all das ist Suizidprävention. Je nach Rolle, die ich im Leben des Jugendlichen einnehme, können meine Worte großes Gewicht haben. Daher sollte man keine Sorgen kleinreden, nicht ungefragt Ratschläge erteilen und Floskeln, wie etwa „Bis zum Heiraten ist es wieder gut!“, tunlichst vermeiden.“

Rasche Hilfe für junge Menschen in Krisen

Wer eine Veränderung im Verhalten beobachtet, soll auf keinen Fall wegsehen, sondern eigene Unsicherheiten überwinden und direkt nachfragen. Zuhören und gemeinsam nächste Schritte überlegen, wie etwa professionelle Hilfe zu organisieren, sind zentrale Formen der Unterstützung – bei Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen. Die Krisenhilfe OÖ ist für alle belasteten Jugendlichen und ihr gesamtes Umfeld rund um die Uhr unter 0732 /2177 erreichbar – anonym, vertraulich und kostenlos. Auch pro mente Jugend bietet unterschiedliche Unterstützungsangebote für junge Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden.

Die start.box, das Zentrum für psychische Gesundheit junger Menschen in Linz, ist eine Erstanlaufstelle für psychosozial belastete Jugendliche und junge Erwachsene. Mit der chat.box erhalten junge Menschen und ihr Umfeld anonym und unbürokratisch Unterstützung via Chat und E-Mail. safe.space ist ein partizipatives Social-Media-Projekt für junge Menschen, das psychosoziale Fachexpertise mit den Erfahrungen junger Menschen verbindet, um gemeinsam kreative Inhalte zu gestalten und eine Brücke zu bestehenden Hilfsangeboten zu bieten. safe.space stärkt die Gesundheitskompetenz junger Menschen, regt zur Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit an und fördert informierte Entscheidungen. 

Jede*r kann zu Suizidprävention beitragen

Suizidprävention bedeutet nicht zuletzt, Hoffnung zu vermitteln. Jede und jeder kann in seiner persönlichen sozialen Umgebung aufmerksam sein, mit dem Tabu brechen und Unterstützung sichtbar machen. Katja Sieper betont in diesem Zusammenhang auch eine sehr positive gesellschaftliche Entwicklung: Es ist heute viel selbstverständlicher geworden, über psychische Belastungen zu sprechen. Wenn junge Menschen in Therapie gehen oder Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, machen sie daraus kein Geheimnis mehr. Sich auch in psychischen Belangen Unterstützung zu holen, wird als Zeichen von Stärke gesehen. Das ist eine tolle Entwicklung, von der wir Erwachsenen noch viel lernen können. Deshalb: Wenn es euch nicht gut geht, sprecht mit Menschen, denen ihr vertraut und sucht gemeinsam nach Unterstützung.“