safe.space: Mit jungen Menschen, für junge Menschen – mentale Gesundheit digital stärken
Suizidprävention: Offenheit als Rettungsanker

Tierisch stark

Wie tiergestützte Therapie junge Menschen stärkt

Ob im Rahmen von Trainingseinheiten mit Therapiehunden, bei Besuchen von Streichelzoos oder Ausflügen zu Erlebnisbauernhöfen sammeln die Kinder und Jugendlichen an den Standorten von pro mente Jugend positive Erfahrungen mit Tieren, die oft lange nachwirken. Sie lernen ihre Bedürfnisse kennen und dürfen mit ihnen spielen, sie pflegen und beobachten. Viele schildern ein Gefühl von Geborgenheit, Vertrauen und Akzeptanz: Tiere bewerten nicht, sie erwarten kein „richtiges“ Verhalten, sondern reagieren unmittelbar ehrlich und oft beruhigend. Das kann jungen Menschen unter anderem dabei helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und sich auf soziale Kontakte besser einzulassen.

„Tiere geben mir Hoffnung, Sicherheit und Freude.“

„Tiere geben mir Kraft und Vertrauen. Meine Gefühle ändern sich zum Guten, ich werde fröhlich und glücklich. Mir fällt es dann auch leichter, mich zu konzentrieren, wenn ich lernen muss“, erzählt ein Bub, der bei elco/kico Wels von pro mente Jugend in Beratung ist.

„Tiere beurteilen uns nicht so wie Menschen“, sagt eine Jugendliche, die im Zuge der AusbildungsFit work.box Linz von pro mente Jugend betreut wird. Und ein anderer Jugendlicher betont: „Ich kann mir ein Leben ohne Tiere gar nicht vorstellen!“

Die Jugendlichen des Jugendwohnhauses red.box von pro mente Jugend beschreiben, wie sich ihre Gedanken- und Gefühlswelt durch den Kontakt mit Tieren zum Positiven verändert:

„Ich werde leichter – mir wird leichter ums Herz.“

„Ich werde ruhiger, versuche, mich in das Tier einzufühlen.“

„Tiere geben mir ein Gefühl von Verantwortung – ich muss auf sie aufpassen.“

„Mit Tieren fühle ich mich weniger gestresst und glücklicher.“

„Das Aufstehen fällt mir dann leichter.“

Tiere als Eisbrecher

Auch die Fachkräfte der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums berichten, dass diese tierischen Begegnungen nicht nur entspannend wirken, sondern immer wieder auch offene Gespräche im Betreuungskontext ermöglichen, die vorher schwierig waren – sie beschreiben Tiere als Brückenbauer, die Jugendliche dort abholen, wo Worte manchmal nicht ausreichen. Mag.a Katrin Schindlbauer, Leiterin der Klinischen Heilpädagogik am Neuromed Campus und Med Campus des Kepler Universitätsklinikums Linz: „Die tiergestützte Therapie ist ein ganz wichtiger Schwerpunkt mit vielen sichtbaren Wirkungen. 

Einerseits hat sie diese Eisbrecherfunktion, um mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen – wenn sie den Hund sehen, der sie vorbehaltlos anstrahlt, ist gleich eine Beziehungsqualität da. Andererseits fördert die tiergestützte Therapie den Selbstwert, die Selbstwirksamkeit, die Wahrnehmungsfähigkeit, soziale Kompetenzen u. v. m. Wir arbeiten mit den Hunden auch in der Krisenintervention. Ich habe oft schon sehr berührende Momente erlebt, in denen Patient*innen, die stark belastet waren, mit dem Hund oder auf dem Hund gelegen sind und sich beruhigt haben.“

Hunde als wichtige Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendpsychiatrie

„Aus wissenschaftlicher Sicht hat die Interaktion mit Tieren auch zahlreiche physiologische Effekte – sie senkt Puls und Blutdruck, verringert die Anspannung. Gerade ängstliche oder depressive Jugendliche, die introvertiert sind, sich sozial zurückziehen, profitieren stark, wenn sie erleben, dass sie der Hund so annimmt, wie sie sind, wertfrei. Unsere beiden Hunde – Limit und Filou – sind eigentlich wichtige Mitarbeiter*innen von uns, die eine nonverbale Kommunikationsebene aufbauen. Das Erleben der Verlässlichkeit und Treue von Hunden, egal mit welchen Emotionen oder Launen sie konfrontiert sind, ist für viele Patient*innen mit Mobbingerfahrungen, die keinen sozialen Anschluss finden, eine sehr wertvolle Erfahrung“, erklärt Prim.a Dr.in Ellen Auer-Welsbach, MBA, Vorständin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin für die Standorte Neuromed Campus und Med Campus 4 des Kepler Universitätsklinikums Linz.

Tiergestützte Therapie erfüllt junge Menschen mit neuen positiven Eindrücken, stärkt ihr Selbstbewusstsein und schafft neue Räume für Vertrauen und Beziehung – oft auf eine ganz besondere, wortlose Weise. Sie ist ein wichtiges Werkzeug der psychosozialen Jugendarbeit – ob stationär oder ambulant. Tiergestützte Therapie bildet keinen Ersatz für andere Formen der psychosozialen Unterstützung, sondern eine Erweiterung des multiprofessionellen Behandlungskonzepts, so Ellen Auer-Welsbach: „All unsere unterschiedlichen Therapieformen sind ergänzend zu verstehen, das kann man sich wie ein Puzzle vorstellen, jedes Stück trägt einen Teil dazu bei, dass es den Patient*innen psychisch besser geht. Ob es etwa der Hund ist, die medikamentöse Behandlung, die Psychotherapie, Musiktherapie oder Köpertherapie. Die Summe dieser Ansätze ermöglicht letztendlich auch die Verbesserung der psychischen Verfassung oder Heilung.“